02.06.2023
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Klinikum Westmünsterland fordert nachhaltige Finanzierung

Mit dem bundesweiten Aktionstag am 20. Juni unter dem Titel „Alarmstufe Rot –  Krankenhäuser in Not“ machen die Kliniken in Deutschland auf ihre schwierige und zunehmend sich dramatisch entwickelnde wirtschaftliche Situation aufmerksam. Auch das Klinikum Westmünsterland ist durch immense inflationsbedingte Kostensteigerungen und fehlende Refinanzierung betroffen. 

„Wir schließen uns dem Protest und dem Aktionstag mit Nachdruck an, weil wir endlich wieder Verlässlichkeit und Auskömmlichkeit bei der Finanzierung der Kliniken benötigen. Es ist inakzeptabel, dass Krankenhäuser zwar alle Lasten der medizinischen Versorgungssicherung und der medizintechnischen wie digitalen Revolution aufgetragen bekommen, aber den Preis für diese Leistung nicht angemessen kalkulieren und vereinbaren können! Das muss sich schnellstens ändern,“ erklärt Ludger Hellmann, Sprecher der Geschäftsführer im Klinikum Westmünsterland, „es reicht nicht, systemische und inflationsbedingte Kostenentwicklungen deutscher Krankenhäuser durch Hilfspakete mit Einmalcharakter zu puffern. In der aktuellen Zwangslage sind wir zweifellos dankbar für die im Bereich der Energiekostenstützung pauschal gewährte Finanzhilfe. Der Umfang ist jedoch nicht ausreichend und dieser Ansatz ist vor allen Dingen nicht nachhaltig. Wir müssen weg von immer neuen Hilfspaketen, die einen Almosen-Charakter entwickeln. Die Krankenhäuser benötigen verlässliche finanzielle Sicherheit.“

"Es ist inakzeptabel, dass Krankenhäuser zwar alle Lasten der medizinischen Versorgungssicherung und der medizintechnischen wie digitalen Revolution aufgetragen bekommen, aber den Preis für diese Leistung nicht angemessen kalkulieren und vereinbaren können."

Ludger Hellmann, Sprecher der Geschäftsführung

Schon im Herbst 2022 hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Krankenhäuser in Deutschland in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation befinden. Unabhängige Untersuchungen wie der Krankenhausrating-Report spiegeln das deutlich wider. Auch das Klinikum Westmünsterland ist hier nicht ausgenommen. „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel Kraft auf die Sicherstellung eines positiven Jahresergebnisses verwendet“, so Ludger Hellmann, „die schwarze Null stand. Als gemeinnütziges Unternehmen verwenden wir immer alle erwirtschafteten Erfolge unmittelbar für die Medizin und Pflege. Angemessene Betriebsergebnisse sind auch zukünftig notwendig, um eine gute Versorgung der Menschen sicherzustellen.“ 

Mit den umfangreichen Umstrukturierungen hat sich das Klinikum Westmünsterland intensiv auf die Krankenhausplanungen des Landes NRW vorbereitet, um für die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten zu sorgen und wirtschaftlich robust aufgestellt zu sein. Bund und Land unterstützen diesen Prozess intensiv und stellen Investitionen in Millionenhöhe bereit. Jetzt darf der erfolgreich eingeschlagene Weg nicht kurzfristig durch einen fehlenden Inflationsausgleich bei den Betriebskosten gefährdet werden. 

Denn: Im Jahr 2023 und den Folgejahren wird es ohne eine qualifizierte Stärkung der Einnahmenseite aller deutschen Krankenhäuser sehr schwer werden, ein angemessenes Jahresergebnis zu erwirtschaften. Gleichzeitig schultert das Klinikum erhebliche Lasten, um den Umstrukturierungsprozess der Krankenhäuser zu bewältigen. 
„Wenn der Gesetzgeber die Einnahmenseite der Krankenhäuser nicht zeitnah mit einem Vorschaltgesetz zur kommenden Krankenhausreform verbessert, kann das Ganze für viele Krankenhäuser in Deutschland schiefgehen“, appelliert Hellmann an die Politik. 

Die Sach-, Personal- und Investitionsfinanzierungskosten im Klinikum Westmünsterland belaufen sich auf jährlich aktuell rund 336 Millionen Euro.  Bei einer Teuerungsrate von prognostizierten mindestens 8,0 Prozent und einem Preisanstieg von nur 4,3 Prozent fehlt auf der Einnahmenseite allein inflationsbedingt ein Betrag von fast 12 Millionen Euro, der nicht mehr vollständig durch Kosteneinsparungen kompensiert werden kann.

Die Bundesregierung hat zwar auf die Energiekostensteigerungen reagiert und 6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das Klinikum Westmünsterland erhält voraussichtlich in 2023 davon einmalig rund 8 Millionen Euro. Das ist nicht ausreichend.

Zur Einordnung: Durch die inflationsbedingten Kostensteigerungen werden die Krankenhäuser in Deutschland bis Ende des Jahres 2023 ein Defizit von rund 10 Milliarden Euro angehäuft haben. Für 2024 sind nach dem Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst und Marburger Bund weitere deutliche Kostensteigerungen absehbar. Diese sind zu finanzieren, bis die große Krankenhausreform wirklich greift! Medizinische Versorgungssicherheit vor Ort und planvoller Übergang in die Reformschritte sind das Gebot der Stunde anstelle nur kurzfristige Hilfsprogramme und Rettungsschirme ohne Nachhaltigkeit. Vielmehr fordern die Kliniken am bundesweiten Aktionstag alle Verantwortlichen, insbesondere die Bundespolitik, auf, zeitnah verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Krankenhäuser müssen wieder in wirtschaftlicher Sicherheit, verlässlich die Arbeit planen können. Die Bundesregierung muss handeln! Jetzt!