Herz in besten Händen
Bocholt. Die Mitralklappeninsuffizienz ist eine Undichtigkeit der Mitralklappe. Sie ist der zweithäufigste erworbene Herzklappenfehler nach der Aortenklappenstenose. Bei schweren Formen dieser Herzklappenerkrankung ist die herzchirurgische Behandlung das seit vielen Jahren übliche und etablierte Therapieverfahren. Im St. Agnes-Hospital Bocholt wird jetzt ein innovatives Verfahren mittels eines sogenannten Mitral-Clippings angeboten, welches denjenigen Patienten zugutekommt, bei denen ein herzchirurgischer Eingriff aus medizinischen Gründen mit einem zu hohen Risiko, wie beispielsweise durch schwere Begleiterkrankungen oder Herz-Voroperationen, einhergeht.
„Wir freuen uns sehr darüber, dass wir das hohe Expertise erfordernde Verfahren mittels Mitral-Clipping in unserer kardiologischen Klinik jetzt anbieten können. Die Bedeutung dieser Innovation für betroffene Patientinnen und Patienten strahlt sicherlich deutlich über die Grenzen Bocholts hinaus, denn zuvor ging eine Behandlung mit einer weiten Anreise in eine herzchirurgische Klinik einher“, berichtet Prof. Dr. Marcus Wieczorek, Chefarzt der I. Medizinischen Klinik – Kardiologie / Elektrophysiologie mit Stolz.
Die Mitralklappe im Herzen reguliert den Blutfluss aus dem linken Vorhof in die linke Herzkammer. Durch Öffnen der Herzklappe gelangt sauerstoffreiches Blut in die linke Herzkammer und bei Schluss der Klappe wird dieses weiter in den Körperkreislauf zur Versorgung der Organe von der linken Herzkammer gepumpt. Besteht eine Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz), so schließt die Klappe nicht vollständig und ein Teil des Blutes fließt zurück in den linken Vorhof und den Lungenkreislauf. Hierdurch kommt es bei den betroffenen Patienten zu Luftnot, Wassereinlagerungen und einer deutlichen Abnahme der Belastbarkeit im Alltag. Auf Dauer geht dies mit einer Schädigung des Herzmuskels einher.
„Die kathetergestütze Mitralklappenrekonstruktion mittels Mitral-Clipping ist ein minimal-invasives Verfahren, welches uns ermöglicht, ohne Operation die Undichtigkeit der Mitralklappe zu reduzieren. Großer Vorteil bei dieser Behandlungsmethode ist, dass eine risikoreiche Eröffnung des Brustkorbes beim Patienten nicht notwendig ist“, führt Dr. Ralf Erkens, Fachbereichsleiter für strukturelle Herzerkrankungen, Herzinsuffizienz, Notfall- und Intensivmedizin, die Vorteile der neuen Behandlungsoption aus und ergänzt „Das Mitral-Clipping wird in Kathetertechnik unter Verwendung eines speziellen Einführungsbestecks zwischen die beiden Segel der Mitralklappe gesetzt. Die Platzierung des Clippings erfolgt unter echokardiographischer Kontrolle, wodurch wir die notwendigen Durchleuchtungszeiten geringhalten können. Da außerdem eine Gabe von Kontrastmitteln in der Regel nicht erforderlich ist, ist auch eine Behandlung von schwer nierengeschwächten Patienten mit dieser Methode nicht ausgeschlossen.“
Um entscheiden zu können ob, ein Patient für eine Behandlung mit dem Mitral-Clipping in Frage kommt, erfolgt zunächst eine genaue Diagnostik mittels Ultraschall (Schluckechokardiographie) sowie Rechts-Linksherzkatheteruntersuchung. Anschließend wird in Abstimmung mit dem Patienten die individuell beste Therapiemöglichkeit festgelegt.