07.06.2024
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Häkeln für den guten Zweck

Krankenhausinitiative hilft besonders Menschen mit Demenz

Die selbstgehäkelten Puppen erfreuen sich bei Patientinnen und Patienten rasant wachsender Beliebtheit, sodass alle Beteiligten die Unterstützung durch weitere häkelbegeisterte Helferinnen und Helfer begrüßen (v.l.n.r.): Marion Rengers (Pflegedienstleiterin), Christel Wilbring (Gesundheits- und Krankenpflegerin), Tatjana Sundermann (Ergotherapeutin), Slobodanka Vorkapic (Patientin), Kerstin Deiters (Assistentin der Pflegedirektion) und Monika Abraham (Gesundheits- und Krankenpflegerin)

Sie sind bunt, handgefertigt und besitzen einen nachgewiesenen therapeutischen Nutzen speziell für demenziell erkrankte Menschen. Im Ahauser und Vredener Krankenhaus haben Patientinnen und Patienten die Gelegenheit, während ihrer stationären Behandlung von kleinen, gehäkelten Kuschelfiguren Gebrauch zu machen. Besonders Patienten mit einer Demenz oder Bewusstseinstrübung laufen Gefahr, im klinischen Umfeld einen Mangel an starken Außenreizen sowie eine innere Unruhe zu entwickeln. Die kleinen Häkelerzeugnisse wirken gegen das sogenannte Nesteln, also dem nervösen und scheinbar ungezielten Bewegen der Hände, die etwas zum Tasten suchen und helfen Betroffenen dabei, die Zeit des stationären Aufenthaltes angenehmer zu gestalten.

Die Idee stammt von Tatjana Sundermann, die als Ergotherapeutin im St. Marien-Hospital Vreden tätig ist. Schnell fanden sich häkelbegeisterte Kolleginnen mit der Motivation, an der aufwändigen Erstellung der Figuren mitzuwirken. „Ungefähr zwei Tage Arbeit steckt in selbstgehäkelten Puppen“, erklärt Monika Abraham. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Christel Wilbring bereits fleißig für Patientinnen und Patienten gehäkelt. Beide sind auf der geriatrischen Station beschäftigt und somit für die Pflege geriatrischer Patientinnen und Patienten zuständig, die häufig unter einer Demenz leiden und dadurch besonders von den bunten Figuren profitieren. „Durch die trostspendenden Häkelfiguren kommen Menschen mit Demenz auch in der für sie fremden Umgebung eines Krankenhauses schneller zur Ruhe“, erklärt Tatjana Sundermann als Ideengeberin der Häkelinitiative und ergänzt: „Durch die verschiedenen bunten Farben, Materialien und Formen sollen Reize gesetzt werden. An Demenz erkrankte Menschen sehnen sich oft nach Beschäftigung und stimulierenden Elementen. Ihre Hände wollen fühlen und greifen. Oft sind sie sehr unruhig und zupfen und zerren an sich selbst und anderen Dingen.“

„Durch die trostspendenden Häkelfiguren kommen Menschen mit Demenz auch in der für sie fremden Umgebung eines Krankenhauses schneller zur Ruhe“

Tatjana Sundermann, Ergotherapeutin im St. Marien-Hospital Vreden

Nicht selten besteht daher die Gefahr, dass Verbände oder Zu- und Ableitungen aufgrund des beschriebenen Nestelzwangs in Mitleidenschaft gezogen werden. Im schlimmsten Falle kann dies zu einem erschwerten Therapieverlauf, Störungen der Wundheilung und Keimverschleppung führen. Die Wirkung der Kuschelfiguren, so ist die Erkenntnis nach der Einführung im Ahauser und Vredener Krankenhaus, geht sogar noch weiter: Dank der liebevoll gehäkelten Puppen kommen die Menschen zur Ruhe, finden Trost und einen treuen Zuhörer für das Leid, welches so mancher Patient während der stationären Behandlung mit sich rumträgt. Für viele Patienten ist die gehäkelte Kuschelfigur auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus weiterhin ein treuer Begleiter.

Marion Rengers, Pflegedienstleiterin im Vredener Krankenhaus, ist von der Initiative daher begeistert. „Ein großes Dankeschön gilt allen kreativen Unterstützern, zu denen in erster Linie engagierte Mitarbeitende und deren Angehörige zählen. Um der großen Nachfrage nachzukommen, sind wir nun auf weitere häkelbegeisterte Unterstützung angewiesen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.“ Für Häkelanleitungen, Rückfragen und weitere Information steht Kerstin Deiters, Assistentin der Pflegedirektion, unter der E-Mail kerstin.deiters@kwml.de sowie telefonisch unter der Rufnummer 02561 99-1789 bereit.